Donnerstag, 28. Mai 2009
Mir fiel es wieder ein. Der letzte Job, gearbeitet bis ich eine leere Hülle war.

Danach der Wunsch nach einem Job, wo sowas nicht mehr passieren kann. Ein Arbeitgeber, der Gesetze ernst nimmt. Pünktlich Feierabend, alles fein geregelt, sogar die Bildschirmarabeitsplatzpausen werden penibel eingehalten. Und ich hab so einen Job bekommen. Ich weiss nun immer, wann ich Feierabend hab, kann voraus planen und mich verabreden.

Trotzdem habe ich diesen Job unterschätzt, vollkommen. Ich habe nun mit Menschen zu tun, mit vielen Menschen, eigentlich im Akord. Im Dreiminutentakt muss ich mich auf einen neuen Menschen einstellen, sein Problem, sein Privatleben, seinen Ärger, seine Wut, seine Trauer, sein Unverständnis. Seine Gesamtsituation in Sekunden erfassen, herausfinden, was er will, wie er tickt und wie ich mit ihm ungehen muss.

Acht Stunden am Tag zu kommunizieren ist härter, als ich dachte. Vor allem, weil meine Natur sich manchmal nicht mitteilen möchte, aber ich muss, dafür werde ich bezahlt. Immer freundlich, immer nett, immer hilfsbereit. Ein Schwamm, der alles aufsaugt, was ihm rübergebracht wird.

Wenn ich abens nach hause komme, halte ich den Mund. Mag nicht mehr reden, kann mich kaum konzentrieren, bin einfach nicht mehr aufnahmefähig. Bin geschlaucht und froh, wenn ich ruhige Abende habe, an denen alles still ist.

Es gibt schlimmeres, und man kann nicht alles haben. Trotzdessen verschieße ich viel Pulver nicht für mich, nicht da, wo ich es brauchen könnte. Aber dafür werde ich bezahlt.




Es kommen Menschen in Dein Leben... entwickeln Gefühle. Du erzählst von Deinen Wunden und sie versprechen, was das Zeug hält, dass sie anders sind. Sie gehen gar in die Luft wenn man sie mit einem von denen vergleicht.

Sie kommen, stecken ihr ***** in Dich, verlieben sich. Du glaubst, dieser Mensch wäre anders, vor allem, weil er es so betont. Es kommen epische Sätze, die sich ins Hirn einbrennen und Du glaubst, was Dir dieser Mensch sagt.

Eines morgens wacht dieser Mensch auf und entdeckt, dass Du ihm sein Ego nicht genug geschmeichelt hast, dass Du auch Interessen hast. Er wacht auf und merkt, dass seine Gefühle weg sind. Spricht davon, dass man trotzdem wichtig sei, man weiss aus Erfahrung, wie so etwas weitergeht. Natürlich bestreiten diese Menschen solche Aussagen und Erfahrungswerte, denn sie sind ja anders.

Und dann versuchst Du neutral zu sein, das Gleichgewicht zu finden. Lässt Dir noch schnell ein paar Wochen irgendwas vorheucheln, bis Du morgens erwachst und feststellst, dass diese Menschen alle gleich sind, egal was sie gesagt haben. Wenn sie erstmal festgestellt haben, dass sie kein persönliches Interesse Dir gegenüber vertreten können, mutieren sie alle zu einer Einheit, da gibt es keine Ausnahme.

Du stellst fest, dass Du wieder mal einem von diesen egomanen, verblendeten Menschen mit sozialer Phobie begegnet bist und den ganzen Mist abgekauft hast, die diese Menschen von sich geben. Vielleicht haben sie es mal so gemeint, aber am Ende zeigen sie doch ihre Fratze, die eiskalte Fratze, wenn die rosa Maske abgewaschen ist.

Ich habe wirklich wichtigeres zu tun als zu versuchen diese Menschen davon zu überzeugen, dass es mehr als sich selbst gibt.