Dienstag, 10. Juni 2008
... dem Kleinen dabei helfen, in Englisch besser zu werden. Stattdessen werde ich in unschöne Familienunstimmigkeiten und Seelenabgründe hineingezogen.

Kinder sind ehrlich. Sie sagen wie sie die Welt sehen. Sie sagen auch, wenn Mama die Hand ausrutscht und sie sich nicht geliebt fühlen. Konflikt. Ich kann nicht weghören, wenn er anfängt zu erzählen von Hausarrest, Härte, Weglaufenwollen, Wut, Trotz und Erinnerungen.

Seine Mutter gibt mir jedoch von Mal zu Mal stärker zu verstehen, dass ich schließlich dafür bezahlt werde, ihm Nachhilfe in Englisch zu geben und sonst nichts. Am liebsten wäre es ihr, wir würden außer in Englisch, kein einziges Wort wechseln.

Schonmal versucht, einem Kind, dem irgendwas auf der Seele drückt, stur den Stoff einzutrichtern? Sie ja. Ich sehe, dass es keinen Sinn hat. Mit der Nachhilfe nehme ich, wenn auch nicht beabsichtigt, gleichenfalls eine pädagogische Rolle ein. Ihr wärs lieb, wenn ich ihn von einer 5 auf mindestens 2 trimme, dass die Stunde, die wir in der Woche haben, ausschließlich für Englisch genutzt wird, sonst bekomme ich diesen einen Blick und zynische Bemerkungen. Mir ist das egal, er ist ein Kind und keine Maschine. Wenns drückt, muss es raus. Ich höre gern zu.

Der Kleine hat Hausarrest... Nun schon verlängert auf ganze 4 Wochen, weil er unhöflich zu der Lehrerin war. Davor weil er statt zu lernen TV geschaut hat. Vergisst sie, dass er ein Kind ist? Wenn sie ihn schon dazu verdonnert, dass er zu Hause bleiben muss, einen ganzen Monat lang, dann braucht er wenigstens Beschäftigung und nicht eine Mutter, die genervt heim kommt, kein nettes Wort für ihn übrig hat und sich gleich hinter den PC klemmt und allenfalls mal rüberbrüllt, wenn es Zeit fürs Bett wird... Er bedauert das und ich bedauere es ebenso. Es tut weh, wenn er sagt: "sie will, dass ich lerne, aber sie lernt nie mit mir zusammen, sie fragt mich ja nichtmal Vokabeln ab." oder "Nie spielt sie mit mir."

Letztens habe ich versucht ihn zu beruhigen. Er hatte eine Woche Hausarrest und war wütend und traurig deshalb. Da sagte ich ihm: "das wird schon seinen Grund haben und schau mal, es ist doch nur eine Woche, weisst Du wieviele Wochen Du in deinem ganzen Leben noch hast?"
Er schaut nur ernst und sagt: "und wieviele davon bin ich noch ein Kind?"

Da kann ich nichts mehr sagen. Es geht einfach nicht. Er hat ja Recht. Ich weiss noch genau wie es war, als ich früher Hausarrest hatte. Ich muss sagen, dass war auch etwas, das bei mir zog. Bei ihm aber nicht, deshalb absolut unangemessen den Hausarrest immer und immer wieder zu verlängern. Da hat niemand was von.

Andererseits sitze ich zwischen den Stühlen. Ich weiss, ich muss diplomatisch sein. Mag mich nicht in Erziehungsmethoden einmischen, finde es jedoch deutlich zu hart. Und wenn er nichtmal in Ruhe drüber reden kann, ist es noch schlimmer. Letzte Woche hat sie gelauscht, hat er gesagt. Ich habe es gemerkt, an ihrem Verhalten.

Eigentlich fühle ich mich überfordert. Habe doch eher noch den Blick des Kindes als den Blick der Eltern. Kann mehr ihn verstehen als seine Mutter.

Wenn das aber noch lange so geht, dass er jede Woche enttäuscht am Tisch sitzt, manchmal so wütend, dass nichts mehr geht, muss ich doch was tun...

Rede ich mit ihr, bekommt er mit Sicherheit Ärger, was er denn da für einen Mist erzähle.

Rede ich nicht mit ihr, wird es ihm so schnell nicht besser gehen.

Die Mutter ist sehr unzugänglich und von der Sorte, die immer und überall heile Welt spielen muss, aber kaum zu Hause und allein mit ihm, ist er Luft. Ein Klotz am Bein.

Traurig... sehr traurig.




Dienstag, 22. April 2008
Ach wie süß...

Da kam grad Kollege J. mit seinem einjährigen Söhnchen auf dem Arm ins Büro um ein paar Dinge abzuholen. Ich winke freundlich, der kleine guckt nur fasziniert.

Kollege A. kommt um den kleinen Mann zu begrüßen. Es muss dazu gesagt werden, dass Kollege A. immer düster dreinblickt, auch wenn er eigentlich ein Sonnenschein ist.

Der kleine Mann fängt an alles zusammenzuschreien und beruhigt sich gar nicht mehr. Er schreit wie am Spieß, wir müssen uns die Ohren zuhalten. Rotz und Wasser. Erst als Kollege J. mit ihm Richtung Tür geht, hört er langsam auf zu Schreien und Schluchzt nur noch niedlich vor sich hin.

Das muss ein Schock fürs Leben gewesen sein.

Was mich dabei erstaunt ist allerdings, dass mir der Knirps so sehr leid getan hat, dass es mir fast das Herz zeriss. Dabei hatte er ja nicht wirklich einen Grund so auszurasten xD Kinder dürfen das! :o)