Sonntag, 26. April 2009




Wir saßen am Feuer und redeten. Sprachen darüber, wie gut wir uns verstehen und dass wir auf der gleichen Wellenlänge schwimmen. Es folgten ein, zwei Sätze, die ich auffassen musste, wie man sie auffassen muss. Dann eine Unterbrechung.

Er kam zurück und wir setzten das Gespräch fort. Die Richtung war auf einmal eine völlig andere. Scheinbar hat er sich in seiner Abwesenheit Gedanken gemacht, die ich mir auch gemacht hätte. Defensiv versuchte ich zu erfragen, was er meint, ohne dass er es merkt. Er erzählte mehr, als ich wissen wollte, aber weniger, als ich wissen musste um zu verstehen wie er es meint.

Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach? Kann man seine Zeit verschwenden, während man sie sinnlos füllt?




Freitag, 24. April 2009
Ganz oft, wenn ich unter der Dusche stehe und mir die Haare wasche, dann denke ich an jenen Augenblick, als er mit mir duschte. Als ich mir die Haare wusch, das Shampoo ausspülte. Wie er liebevoll über meinen Kopf strich und mir eine Stelle zeigte, an der immer noch Schaum war. Früher habe ich das nie bemerkt.

Wenn ich mir jetzt den Schaum aus dem Haar spüle, und genau an der Stelle angelangt bin, die er mir damals gezeigt hat, dann schließe ich die Augen und denke an jenen Augenblick und wünschte manchmal, er wäre da.




Ich weinte als würde es kein morgen geben. Richtig mit Schluchzen, das kommt selten vor. In mir ist etwas gestorben und ich betrauerte es. Weil Weinen so müde macht, bin ich eingeschlafen dabei, ohne vorher den Wecker zu stellen.

Ich wachte auf, weil mir eine Katze an den Füßen kratzte. Pünktlich um 6:30 Uhr. Noch immer war ich kaputt, erschöpft, ausgelaugt. Konnte nicht einfach aufstehen und den Tag beginnen. Ich blieb also noch liegen. Um 7 ging ich ins Bad und erschrak. Es war, als könnte man jede Träne, die meine Augen in der Nacht verließ, abzählen. Jede einzelne. Die Lider geschwollen, dicke Ränder unter den Augen. Nichts, was ich dagegen tun konnte. Kaltes Wasser, viel kaltes Wasser. Es half nichts. Da ich schon spät dran war, musste ich das Haus verlassen. Ich wusste, dass ich genauso gut hätte nackt gehen können. Ich trug meine Seele im Gesicht und sie ließ sich nicht abwaschen oder wegschminken. Ich wusste, jeder würde mir ansehen, dass ich fertig bin.

Ein wenig zu spät traf ich auf der Arbeit ein. Alle versammelt zum Meeting und ich, mit meiner Seele im Gesicht, platzte da hinein. Jeder starrte mich an, niemand sagte etwas. Ich setzte mich so unauffällig es ging. Immer wieder bemerkte ich die Blicke, flüchtig, merkwürdig. Die Mittagspause folgte und meine Seele noch immer auf meinem Gesicht, über Nacht eingegraben, ganz tief. Mir ging es jämmerlich damit. Immer wieder Blicke. Ein Kollege, mit dem ich mich zur Pause traf, fragte ob ich nicht schlafen konnte. Sie war also noch da, meine Seele, ausgepackt für jeden sichtbar. Ich erzählte, ich hätte eine schlechte Nacht gehabt.

Später am Nachmittag traf ich ihn wieder. Er sagte, ich sähe noch immer total fertig aus. Ob es wirklich nur eine schlechte Nacht gewesen wäre, oder ob mir etwas in den Knochen stecke, fragte er. Ich sagte, das gehe nun halt nicht weg, das wird sich sicher mit dem nächsten Schlaf erledigen.

Den ganzen Tag wollte ich mich verstecken, ging aber nicht. Mich einfach nur vergraben, mich nicht so entblößen müssen. Ich wusste, ich darf nicht weinen, wenn ich am nächsten Tag zur Arbeit muss. Es hinterlässt zu viele Spuren, die nicht gehen wollen.

Dabei tut es gut alles einfach auszuheulen. Damit muss ich wohl bis zum Wochenende warten.




Donnerstag, 23. April 2009
Ich hatte Angst davor.

Und doch habe ich den Fehler gemacht und SMS aufgeräumt, sortiert, ich kann sie nicht löschen. Sie dokumentieren viele Monate, viele Momente, viele Situationen. Sein Ordner umfasst nun genau 200 SMS, jede so wertvoll für mich, jetzt, da sie nicht mehr gültig sind. Die Worte nicht mehr voll sondern leer. Und obwohl ichs nicht wollte, laufen mir die Tränen. Ich kann nichts dagegen machen. Eigentlich ist doch nichts passiert, es ist doch noch. Aber es ist nicht mehr wie es war. Die Worte waren deutlich, unmissverständlich. Liebe wartet nicht, sagt er.

Ich erinnere mich, wie es begann, wie es fast zerbrach, wie ich mich aufgerieben habe an den Umständen, wie er es tat. Wie wir stritten und doch nie ohne den anderen konnten. Die Zeit, die ich verbrachte mit warten, hoffen, bangen. Mit Vorfreude. Mit Schmerz.

So viele Tränen sind geflossen und noch immer habe ich genug von ihnen, dass sie auch jetzt noch mein Kopfkissen tränken.

Es fühlt sich schrecklich an. Nicht dieser Wut-Schmerz, der es sonst war, sondern einfach nur Trauer um etwas, das vielleicht nie eine Chance hatte, obwohl wir alles versucht haben. Über unsere Grenzen hinaus. Es musste so kommen.

Und auf meinem Bett liegt ein Werbeprospekt mit den Lettern:

Liebe wartet nicht....




...dann würde sich alles ein bißchen besser anfühlen:

Im nächsten Leben...




...hatte ich noch ganz viele Ideen. Heute nicht mehr. Leer. Zum tausendsten Mal wünsche ich mir ne Badewanne. Einfach reinlegen und alles Ausbaden.

Kann es nicht erwarten, bis es dunkel wird. Ich mag es, wenn es dunkel ist. Dann kann man sich sein eigenes Licht zaubern und alles wirkt gemütlicher, vor allem an so Scheißtagen wie heute.

Wenn ich nur wüsste, woher mein Stimmungstief kommt. Kann es mir selbst nicht erklären, naja, vielleicht schon, aber mag nicht drüber nachdenken. Das war mal, das ist nicht mehr.